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Die Polizeihaftlager

BORGO SAN DALMAZZO

Das Polizeihaftlager Borgo San Dalmazzo

Wer den Hof der ehemaligen Alpinikaserne der Stadt, 18 km von Cuneo betritt, bemerkt kaum die Spuren des Polizeihaftlagers Borgo San Dalmazzo. Im Sammellager für die Juden, italienische und fremde, zwischen dem 18. September 1943 und dem 21. November desselben Jahres diente, und dann – unter republikanischer Kontrolle – vom 9. Dezember bis zum 15. Februar 1944, waren ca 400 Personen inhaftiert, hauptsächlich Juden verschiedenster europäischer Nationen. Für viele unter ihnen stellte das Lager einen Punkt ohne Wiederkehr von einer Flucht dar, die bis dahin schon mehr als fünf Jahre dauerte. 375 Personen davon, Erwachsene und Kinder, wurden nach Auschwitz transportiert. Nicht mehr als zwölf Personen überlebten die Deportation. Nahe dem Eingang zum Gebäude, das heute als Sitz der Gesundheitsbehörde dient, ist eine Gedenktafel an die Ereignisse im Krieg angebracht. Die Geschichte des Lagers, das gemeinsam mit dem Bahnhof zu einer Gedenkstätte wurde, teilt sich in zwei unterschiedene Perioden.

SEPTEMBER-NOVEMBER 1943

Mit dem 8. September und der Auflösung der 4. Armée hatte sich jede italienische Kontrolle über die Departements Südfrankreichs verringert, die im November 1942 vom Heer besetzt worden waren. Die italienische Zone und besonders die Gegend um Nizza und die Seealpen hatte zwischen 1942 und 1943 mit einem System, das “erzwungene Wohnsitze” genannt wurde, das aber eine umfassende wenn auch prekäre Sicherheit gewährte, einige Tausende nicht französische Juden aufgenommen, die in Südfrankreich Zuflucht gesucht hatten und durch die wütende Verfolgung durch die Nazi gehetzt worden waren. Einer dieser Wohnsitze war die Gegend um St.-Martin Vésubie, im gleichnamigen Tal, die bis zum Waffenstillstand mehr als tausend überlebende Juden in relativem Frieden aufgenommen hatte. Das Val Vésubie ist mit der Gegend von Cuneo durch zwei Alpenpässe verbunden, den Finestre und den Ciriegia, in mehr als 2.400 m Höhe. Vom 13. September an suchten ca. tausend Juden aus St.-Martin über diese beiden Pässe ihr Heil, in der Überzeugung, dass der Waffenstillstand Italien zu einem sicheren Land mache. Ganze Gruppen von Familien, insgesamt auf um die tausend Personen geschätzt, erreichten so das Gesso – Tal und suchten Zuflucht in den Dörfern Entraque und Valdieri nahe Borgo San Dalmazzo. Mit der Besetzung von Cuneo am 12. September riefen kleine Gruppen von Antifaschisten die ersten Partisanengruppen ins Leben. Am 18. September forderte ein Schreiben des Kommandos der SS die in der Gegend “Fremden” auf, sich beim SS Kommando in Borgo San Dalmazzo einzufinden. Dreihundertneunundvierzig Personen, vor allem soprattuttopolnische Juden (119), Franzosen (56), Deutsche (42) aber auch ungarische (34), österreichische (25), belgische (22) und einige rumänischen, russischen, griechischen, slowakischen, kroatischen, litauischen und türkischen wurden im Lager registriert. Sie fanden sich von selbst ein oder wurden zusammengefangen und in den Räumlichkeiten der Kaserne eingesperrt, während die anderen verstreut bei der Bevölkerung der Täler Zuflucht suchten; einige schlossen sich den Partisanengruppen an.

Groß ist die Dankbarkeit der geretteten und der Weltöffentlichkeit für den Mut der Gerechten unter den Nationen in vielen Familien, vor allem unter der Landbevölkerung, die das eigene Leben riskiert haben, um sie zu verstecken. Die Auszeichnung des Gerechten wurde Don Raimondo Viale aus Borgo San Dalmazzo, Don Francesco Brondello, und den Schwestern Anna und Marianna Giordana aus Andonno, die zahlreiche Juden gerettet haben, verliehen.

Zu den „ausländischen“ Internierten des Lagers kamen kurze Zeit die Juden von Cuneo dazu, die am 28. September gefangen und eingesperrt, aber dann, am 9. November, ohne weitere Erklärung, wenige Tage vor der Deportation der „ausländischen“ entlassen worden waren. Die Juden aus Cuneo suchten vor allem in den Bergen Zuflucht, während die anderen sich zur Deportation verurteilt sahen.

Erster Transport Borgo San Dalmazzo – Drancy – Auschwitz

Zwei Monate lebten die in der Kaserne Internierten streng abgeschieden, aber völlig frei von der Gewalttätigkeit, die die anderen Lager der Nazis charakterisierte. Am 21. November 1943 wurden auf Befehl des Antijudenbüros der Gestapo von Nizza 349 Ausländer, eonschließlich der Kranken, zum Bahnhof geführt und dort , zusammengepfercht in Lastwaggons, über Savona und Nizza ins Lager von Drancy gebracht . In Drancy blieb die Gruppe aus St. Martin Vesubie ca. einen Monat und dann wurden fast alle am 7.Dezember mit dem Transport Nr. 64 nach Auschwitz gebracht. Nur 12 sollten zurückkehren.

Nach der Deportation vom 21. November stellte das leer gebliebene Polizeihaftlager Borgo San Dalmazzo für zwei Wochen seine Aktivität ein.

DEZEMBER 1943-FEBRUAR 1944

Zweiter Transport Borgo San Dalmazzo – Fossoli – Auschwitz

Im Lauf von weniger als zwei Wochen nach der Schließung des Lagers unter deutscher Verwaltung bestimmte die Quästur von Cuneo in Anwendung der Polizeiverordnung Nr. 5 des RSI die Kaserne zur Sammlung der Juden der Provinz; im Lager, überwacht und geleitet von Italienern, waren ca. 30 Juden interniert, die schwächst – alte und kranke – blieben in den eigenen Häusern oder in Verstecken; einige, vor allem aus Saluzzo, hatten den zweifelhaften Pass von „diskriminierten“. Nach demographischen und historischen Nachforschungen war nach 1930 die Zahl der Juden in den Städten Cuneo, Mondovì, Fossano eher sehr gering, während sich in Saluzzo eine zahlreiche Gruppe von aus Turin Evakuierten befand. Nach dem 2. Deuember wurden die Männer zur Arbeit in der deutschen Organisation Todt am Flugplatz von Grangia eingeteilt, während Frauen und Kinder ins Lager Borgo San Dalmazzo gebracht wurden.

Die Internierten folgten in Wellen aufeinander; die ersten Frauen wurden schon am 4. Dezember eingesperrt, aber der größere Teil kam gegen Ende Jänner an.

Am 32. Jänner 1943 waren die zum Transport nach Fossoli Bestimmten:

Adele Regina Segre, Anetta Levi, Delfina Ortona, Ida Moscati ved. Loris, Spartaco Segre, Lelio Levi, Ugo Jaffe, Guglielmo Valabrega, Giuseppina Valabrega, Franco Valabrega, Walter Greve, Evelyn Greve, Carmen Segre in Lattes, Eleonora Levi, Gemma Levi, Regina Levi, Elia Levi, Alda Levi, Levi Angela, Lattes Decima, Anna Lattes ved. Segre, Pia Clelia Levi, Amelia Levi, Beniamina Levi, Riccardo Hess, Alessandro Schiffer.

Unsere Reise von Borgo San Dalmazzo nach Auschwitz beabsichtigt, der Reiseroute dieser letzten Internierten zu folgen und dabei so nahe wie möglich der Bahnlinie zu bleiben.